youth in action award 2003

Die Rockers - das Konzept

Ein inhaltliches Konzept über die Arbeit mit den Rockers zu schreiben lag uns vom "Rockersteam" schon immer am Herzen, allerdings war uns klar, dass es nicht so einfach wird zu erklären, was wir da überhaupt machen. Ehrlich müssen wir vorweg schicken, dass wir nicht konzeptionell gedacht haben als wir vor Jahren loslegten, sondern es einfach getan haben. Grundlage unserer Anleitung von Musikern mit geistiger Behinderung war unsere eigene Grundmotivation richtig abzurocken und unser "Feeling" den Menschen mit denen wir musizierten, näher zu bringen. In den Jahren verbalisierten und reflektierten wir unser Tun ständig und hier nun der Versuch es in ein Konzept zu packen.

Hinter der Arbeit steht kein therapeutisches, sondern ein pädagogisches Konzept. Nicht jede musikalische Arbeit mit Menschen mit Behinderungen muss immer Therapie sein. Trotzdem wollen wir nicht so tun, als ob die Bandarbeit keine therapeutischen Vorteile bringen würde. Natürlich werden musikalische Fähigkeiten gefördert, auch die Motorik, soziale Kompetenzen und Selbstbewusstsein, aber dies geschieht schließlich bei jedem sozialen Kontakt und bei jeder freizeitlichen Aktivität. Musik machen kann auch einfach sein, was es ist. Der Spaß daran, mit Anderen gemeinschaftlich seinem Hobby, seiner Leidenschaft nachzugehen, harte Arbeit und das Eintauchen in die Welt der Musik.

Rockers sein bedeutet, mit Leib und Seele Musik zu machen, wie die Rockers es auch unmissverständlich zum Ausdruck bringen, "Einmal Rocker, immer Rocker!"

Bei den Rockers geht es nicht um Kommerz und angepassten, "schönen" Klang, sondern stets um die Musiker im speziellen.

Grundlage der Arbeit ist der Spaß an der Musik und die Möglichkeit, sich selbst auszuprobieren und sich durch die Musik auszudrücken. Wer singen will kann singen, wer spielen will kann spielen. Jeder Musiker hat die Möglichkeit sich innerhalb der Gruppe auszuleben.

Daher singen nicht nur die vermeintlich besten Sänger, sitzen nicht nur die vermeintlich besten Schlagzeuger am Schlagzeug. Die Musiker haben das Selbstvertrauen und Raum und Zeit sich in vielen Bereichen auszuprobieren.

Das Ergebnis ist, auch auf Gebieten stark sein, in denen andere ihnen gewisse Kompetenzen vielleicht absprechen würden. So gewinnen die Musiker Selbstvertrauen gerade auch diese Rollen zu übernehmen, und es werden hierdurch ganz eigene Energien wach.

Die Songs entstehen in Gemeinschaftsarbeit. Wenn man die Rockers fragt, wer von Ihnen die Songs schreibt, so lautet die einstimmige Antwort: "Alle!"

Die Musiker bringen ihre Gedanken mit in die Proben. Aus Themen, die sie beschäftigen werden Songs, wie in "Die Welt hat Fieber", einem der Songs aus einem ihrer Alben.

Das Wichtige daran eigene Songs zu schreiben und nicht zu "covern", also nachzuspielen, ist das Gefühl etwas Individuelles, Eigenes zu machen und somit ausschließlich sich selbst darzustellen und auszudrücken. Gerade für Menschen mit geistiger Behinderung hat das eine große Bedeutung.

Dabei scheuen die Rockers sich nicht, auch mal andere Wege zu gehen. So kann es passieren, dass der härteste Rocker auf einmal einen richtigen Schmusesong singt.

Nach 25 Jahren sind die Musiker so aufeinander eingestimmt, dass sie Ideen der anderen aufnehmen und erweitern können. Instrumentalunterricht innerhalb der Proben ist kaum noch notwendig. Häufig werden nur noch Anregungen in Form von "Mach doch mal so…" geboten, um den Stücken eine Form zu geben. Das Musizieren funktioniert fast von alleine, die "Kapellmeister" können also auch getrost mal eine Pause machen und wissen, dass es auch ohne sie richtig abgeht…..